Der heutige Tag begann etwas „aufregend“, ich gebe es zu. Und zwar damit (Screenshot Thomas Mayer):

Twitter Konversation

Wir (also Schulleitung wie Lehrpersonal) haben also den Sommer lang gefeiert und sind somit Schuld am – zugegeben – holprigen Schulstart. Das kann man so sehen, muss man aber nicht, vor allem nicht, wenn man weiß, was wir alles im letzten Jahr getan haben, gerade auch Punkto Covid-19. Woran ich mich erinnere, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Unzählige Gespräche bzw. Telefonate mit Eltern aber auch Schülerinnen geführt, um Probleme zu erkennen und zu helfen, vor allem die Klassenvorstä*innen
  • Elternbriefe bereitgestellt, um die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen und Vorschriften möglichst verständlich zu vermitteln (in dem Fall war/ist „wir“ unser Direktor)
  • Noch 2020: eine der wenigen Schulen, an der der „Cluster Buster Bus“ war und Schüler*innen getestet hat
  • Eine CO2-Ampel für eine nahe Volksschule entworfen, unter Leitung eines Kollegen einen Schulsatz gebaut und mit Hilfe unseres Fördervereins kostenfrei übergeben
  • Von Beginn an Gurgeltests bei Lehrer*innen durchgeführt, von Kolleg*innen betreut
  • Für Lockdowns PCs, Schullaptops (und dann vom BMBWF bereit gestellte Laptops) zur Verfügung gestellt
  • Sitzpläne zur Kontaktnachverfolgung erstellt und an die jeweilige Situation (Schichtbetrieb) angepasst
  • Zusatzstunden (die nur in Präsenz zu halten waren) eingeplant, gestrichen, eingeplant…
  • Natürlich die Antigentests für die Ninja-Pässe durchgeführt und administriert
  • Als eine der ersten Schulen „Alles gurgelt!“ Tests und Behälter bereitgestellt (schon letztes Schuljahr)
  • Für die 1. und 2. Klassen die Sommerschule in den letzten beiden Ferienwochen organisiert und durchgeführt (in Deutsch, Englisch, Mathematik und vielen technischen Fächern) unter Teilnahme zahlreicher Kolleg*innen
  • Dank der Regel, dass 2 Wiederholungsprüfungen immer möglich sind, hunderte davon geplant (alleine in der IT-Abteilung 250) – und anschließend (wieder in der IT) 150 Zeugnisse neu erstellt (bei denen sich meist nur eine Zeile geändert hat, nämlich dass ein Antritt zur Wiederholungsprüfung möglich ist)

Nein, uns war nie langweilig, nicht während des Schuljahres, nicht in den Ferien, wir haben nicht 10 Wochen (oder waren es doch nur 9?) gefeiert. Ich habe mich geärgert:

Geärgert, weil all die Leistung all meiner großartigen Kolleg*innen komplett missachtet wurde – und sicher nicht nur von einem prominenten Journalisten des Standard, der da aber Katalysator ist. Es folgte ein „ist aber so“:

Na ja, persönlich nicht, aber eben eigentlich uns alle. Und, manchmal hat man auch Glück, eine prominente Unterstützung:

Aber wieder kein „es gibt halt schwarze Schafe“, sondern ein „da gibt es halt einen Ausreißer“, ich bin das weiße Schaf der schwarzen Herde – auch für mich eine neue Erkenntnis. Und wir sind nicht nur autoritätsgläubig (ok, ich eben nicht), sondern auch noch parteipolitisch dominiert. Aber soll sein, versuchen wir die Friedenspfeife:

Und es folgt eine „übliche“ Antwort – das war alles nicht so gemeint, es ging nicht um die Lehrer*innen und die Direktor*innen, nicht einmal „bestimmte“ (wen dann?), das war doch klar

jetzt könnten wir wieder oben beginnen 😉

Ich hätte mir mehr erwartet als das Statement, dass die Reaktion auf die Unterstellung, wir hätten eigentlich alle gefeiert, eine „typische Twitterempörung“ war. Aber ok, immerhin gibt es nicht nur mich als weißes Schaf, das beruhigt.

Übrigens haben wir vorgestern 150 Schülerinnen und Schüler bei uns an der Schule mit Hilfe der Stadt Wien und den Johannitern geimpft (unter tatkräftiger Mitarbeit meine Kolleg*innen) und können sogar die zweite Impfung auch bei uns durchführen – es gibt doch auch Unterstützung, wenn man sie braucht.

Ich freue mich auch! Und ich freue mich, wenn unsere „Kinder“ in der Schule sind und lachen, lernen, leben. Und wir tun wirklich was wir können, dass uns diese Freude bleibt, egal wieviel Arbeit es ist, feiern tun wird dann später. 10 Wochen. Oder so

Unsere Schüler*innen an der htlwienwest.at erstellen jedes Jahr als Projekt ein Jahrbuch und haben mich gebeten, für das heurige als Abteilungsvorstand für Informationstechnologie für diesen Abschnitt ein Vorwort zu verfassen. Wenn ich nun nach mehr als fünf Jahren wirklich etwas hier schreibe, passt das vielleicht gut, so ein Vorwort. Speziell in Zeiten wie diesen. Also hier ist es, das Vorwort:

Das Schuljahr geht unbeirrbar seinem Abschluss entgegen und dieser Zeitlauf ist das Einzige, das heuer wirklich vorhersehbar war. Jede Planung, jede Maßnahme musste durch den Pandemieverlauf immer wieder kurzfristig abgeändert werden. 

Dadurch wurde dieses Jahr für uns alle zu einer großen Herausforderung, zuallererst natürlich für die Schüler*innen, die, wie schon im Vorjahr, einen großen Teil der Unterrichtszeit – bei aller Unterstützung im Distance Learning – auf sich allein gestellt waren, auf ihre eigene Motivation, auf ihren Mut, bei Unklarheiten im Video nachzufragen, auf ihre Fähigkeit, sich die Zeit einzuteilen. Und das alles bei einem Mangel an sozialen Kontakten, bei Unsicherheit und auch bei Erkrankungen in der Familie. Wir als Schule werden uns überlegen müssen, wie wir in Zukunft auch hier einfacher Hilfe im psychologischen Bereich anbieten können, nicht nur erfolgreich im technischen und pädagogischen.

Auch für unsere Lehrer*innen war es eine Herausforderung, vor allem, wenn sie für ihre Klassen viel mehr als nur Unterrichtende waren, es darüber hinaus persönliche Kontakte mit Eltern und Schüler*innen in Distanz zu pflegen gab. Meist gelang uns das, sehr selten noch nicht. Mit Motivation und Begeisterung erfolgte der Unterricht vor Ort, über Videokonferenzen oder hybrid. Mit Verständnis und Einfühlungsvermögen konnten viele Probleme gemeistert werden.

Und schlussendlich war – eigentlich ist – es eine Herausforderung für den “neuen” Abteilungsvorstand, diese Rolle in einer solchen Umgebung zu übernehmen und die in der Abteilung bisher gewohnte Umsicht, Ruhe und vor allem reibungslose Organisation zumindest einigermaßen aufrecht zu erhalten. 

Wir haben gemeinsam viel erreicht, der Unterricht konnte angepasst angeboten werden, interessante Projekte konnten umgesetzt werden, wir konnten mit unserer CO2-Ampel ein Medienecho von der Kronen Zeitung bis zum Fernsehen hervorrufen, unsere Anmeldezahlen sind trotz unsicherer Zeiten stabil, die Infrastruktur modernisiert. Wie wird das neue Schuljahr anlaufen? Wir wissen es nicht, aber wir sind zuversichtlich, auch in der Zukunft eine gute und wertvolle Ausbildung für unsere Absolvent*innen anbieten zu können.

Ich möchte allen unseren Schüler*innen, Absolvent*innen und Lehrer*innen für all das danken und ihnen zu den erreichten Leistungen herzlich gratulieren. Erholen wir uns in den kommenden Wochen, damit wir mit Kraft und Freude in das neue Schuljahr oder auch direkt ins Arbeitsleben starten können!